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Öffnungszeiten

16. März – 30. April 2024

Di, Do, Fr u. So 14–17 Uhr | Sa 11–17 Uhr 

| 16. März – 30. April 2024:
Di, Do, Fr, So 14–17 Uhr | Sa 11–17 Uhr

St. Jürgen

Das »Gasthaus zum Ritter St. Jürgen« in Husum (an der Straße Osterende gelegen) hat bis heute trotz baulicher Veränderungen viel von jener Atmosphäre bewahrt, die Theodor Storm in seiner Novelle In St. Jürgen (1868) beschrieb.

Das »Gasthaus« ist als Armen- und Siechenhaus vermutlich im 15. Jahrhundert gegründet worden (erster urkundlicher Nachweis 1465). Ursprünglich eine kirchliche Einrichtung, die dem Heiligen Georg – niederdeutsch: Jürgen – gewidmet war, lag es zunächst noch außerhalb (östlich) der Siedlung Husum. Nach der Reformation brachte man seine Insassen zeitweilig in einem aufgelassenen Franziskanerkloster unter, bis sie einen 1563–­1571 wohl an der Stelle des ursprünglichen Anwesens errichteten Neubau beziehen konnten. Die Ortsbezeichnung »Kloster« wurde gleichwohl tradiert und wird noch heute synonym neben »Gasthaus« verwendet.

Seit der Reformation fungierte das »Gasthaus« entsprechend der 1528 durch den königlichen Landesherren Friedrich I. von Dänemark bestätigten »Gasthausordnung« als Armen- und Altenstift, zudem als Zentrum der Armenversorgung innerhalb Husums. Heute ist es ein Seniorenheim als Stiftung des öffentlichen Rechts. Wesentliche Erträge bezieht es aus Landverpachtung. Das »Gasthaus« wird von vier ehrenamtlich tätigen »Klostervorstehern« mit jeweils achtjähriger Amtszeit verwaltet. Für je zwei Jahre – im dritten und vierten Jahr der Amtszeit – leitet jeder Klostervorsteher den Vorstand als »Speisemeister«, unterstützt durch seine Ehefrau als »Speisemeisterin«.

Der direkt am »Osterende« gelegene Trakt des »Gasthauses« wurde 1878 neu errichtet. Er erhielt eine Fassade im Stil märkischer Gotik. Rückwärtig schließen ein ab 1563 errichteter Flügel mit einer Kapelle sowie Erweiterungsbauten aus den 1950er- und 1970er-Jahren an.

Der westlich des »Gasthauses« gelegene St.-Jürgen-Friedhof ist seit 1965 Eigentum der Stadt Husum (letzte Bestattung 1954). In ihm liegt die Woldsen-Storm-Grabstätte.

Text: Holger Borzikowsky (1947–2015)