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16. März – 30. April 2024

Di, Do, Fr u. So 14–17 Uhr | Sa 11–17 Uhr 

| 16. März – 30. April 2024:
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Theodor Storm in Heiligenstadt

Theodor Storm hatte nicht freiwillig seine Geburtsstadt Husum verlassen. Als schleswig-holsteinischer Patriot war er 1852 durch die Dänen mit einem Berufsverbot belegt worden und musste als Jurist im »Ausland« ein Unterkommen finden. Nach einer ersten Station in Potsdam (1853–1856), während der er sich mühsam in das für ihn unbekannte preußische Justizsystem einarbeitete, erhielt er im Sommer 1856 endlich eine Anstellung als Richter am Kreisgericht in Heiligenstadt (Abbildung: Blick auf die Stadt vom Richteberg). Heiligenstadt gehörte jahrhundertelang zum Erzbistum Mainz, ab 1815 aber endgültig zu Preußen. Für die Storms, neben Frau Constanze zählten dazu drei Söhne und drei Töchter – zwei davon, Lucie und Elsabe, erst in Heiligenstadt geboren –, waren es hier wohl die glücklichsten Jahre. Man stand in engstem Kontakt zu den Honoratiorenfamilien und bildete überhaupt einen Mittelpunkt des kulturellen Lebens der kleinen Stadt. Storm gründete wie schon in Husum einen Gesangverein, der im Laufe der Zeit von 14 auf mehr als 50 Sängerinnen und Sänger anwuchs und mit dem er viel beachtete, anspruchsvolle Konzerte gab. Enge Freundschaft schloss er mit dem hoch gebildeten Landrat Alexander von Wussow (1820–1889).

Ende 1863 spitzte sich die politische Lage in Storms schleswig-holsteinischer Heimat erneut zu, als am 15. November der dänische König Friedrich VII. starb und mit ihm die männliche Linie seines Hauses erlosch. In die Streitigkeiten um die legitime Erbfolge in den Herzogtümern mischten sich die Interessen der europäischen Großmächte, die am 1. Februar 1864 den Krieg gegen Dänemark eröffneten. Im März 1864, bei noch unklaren politischen Verhältnissen im Lande, kehrte Storm nach Husum zurück, nachdem man ihn dort auf sehr ehrenvolle Weise zum Landvogt gewählt hatte.

Vom Kasseler Tor ins Zentrum

Die erste Wohnung der Storms in Heiligenstadt lag auf einem Grundstück vor dem Kasseler Tor, das Otto Storm (1826–1908) mit Hilfe von Johann Casimir Storm (1790–1874), dem fürsorglichen Vater der Brüder, erworben hatte. Otto Storm betrieb da eine Gärtnerei und lebte bis zu seinem Tode in Heiligenstadt. Bereits zu Pfingsten 1857 zog die Storm-Familie von dort in das Zentrum der Stadt um und mietete zwei Etagen in der Wilhelmstraße 73 (siehe Abbildung), unmittelbar dem Gefängnis gegenüber. Storm hatte es von da nicht weit zum Ort seiner juristischen Tätigkeit, dem Kreisgericht Heiligenstadt, das sich im sogenannten Mainzer Schloss befand. Auf diesem historischen Weg von seiner Arbeit zurück nach Haus und unmittelbar vor dem 1988 eröffneten Literaturmuseum »Theodor Storm« befindet sich heute eine lebensgroße Storm-Skulptur, 1988 geschaffen von Werner Löwe.

Text: Regina Fasold (Burkau)


Link zur Website: Literaturmuseum »Theodor Storm« in Heiligenstadt